Naturpunkte wirken, wo CO2-Zertifikate scheitern
Sicher hast du mittlerweile von CO2-Zertifikaten gehört und vielleicht hast du dich sogar schon intensiver damit auseinandergesetzt. Ihr Zweck liegt darin, zum Umweltschutz beizutragen und Unternehmen und anderen Emittern eine Möglichkeit zu bieten, ihre Emissionen zu kompensieren. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Zweifel dazu auf, wie wirksam und transparent die Zertifikate wirklich sind. Oft lässt sich beispielsweise nicht nachverfolgen, ob der Baum, der am anderen Ende der Erde zur Kompensation beitragen soll, tatsächlich gepflanzt wird. Doch was genau hat es mit den CO2-Zertifikaten eigentlich auf sich und wie funktioniert das Ganze?
CO2-Zertifikate – Was ist das?
Der Präsident des Umweltbundesamts Dirk Messner erklärt das Ganze wie folgt: „Jede emittierte Tonne CO2 wird mit einem Preisschild versehen und setzt damit maßgebliche Impulse für den klimaschonenden Umbau unserer Gesellschaft.“ Mit CO2-Zertifikaten wird die Menge an Emission gemessen, für die finanzielle Verantwortung übernommen wird, indem Klimaschutzprojekte unterstützt werden. Dabei entspricht ein Zertifikat einer Tonne ausgestoßener Treibhausgase. Die CO2-Zertifikate fallen unter das Umweltrecht und erlauben der Partei oder der Person, die sie erwirbt, in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Menge eines Schadstoffes – in diesem Fall Kohlestoffdioxid – auszustoßen. Durch deren Handel an der Energiebörse erhält das CO2-Emissionsrecht einen Marktpreis. 2013 wurden EU-weit eine Zertifikat-Obergrenze, der sogenannte „Cap“, und einheitliche Zuteilungsregeln beschlossen. Mittels dieser Maßnahme sollen Anreize für Unternehmen geschaffen werden, in klimafreundliche Techniken zu investieren.
Deutschland profitiert von CO2-Zertifikaten
Nach offiziellen Veröffentlichungen des Umweltbundesamts (UBA) hat die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2022 Rekordeinnahmen von 13,2 Milliarden Euro mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten verzeichnet. 6,8 Milliarden Euro stammen hierbei aus dem europäischen und 6,4 Milliarden Euro aus dem deutschen Zertifikatehandel. Diese sollen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) fließen, mit dessen Geldern Klimaschutzmaßnahmen wie die Weiterentwicklung klimafreundlicher Technologien gefördert werden.
Wie Unternehmen CO2-Kompensation nutzen, um ihre Emissionsziele zu erreichen
Das Geld, das Unternehmen für die CO2-Zertifikate ausgeben, wird in Kompensationsprojekte gesteckt, die den Umweltschaden der Unternehmen ausgleichen sollen. Viele dieser Projekte sollen Emissionen vermeiden, also dafür sorgen, dass Treibhausgase durch Abholzung oder fossile Brennstoffe ausgestoßen werden. Sie helfen jedoch nicht dabei, die Atmosphäre der Erde zu bereinigen. Mit Hilfe verschiedener Methoden werden die Emissionen bepreist. Bei Kompensationsprojekten wird dieser Wert aus der Differenz zwischen dem verhinderten Ausstoß und dem, der ohne das Projekt stattgefunden hätte. Die betreffenden Unternehmen errechnen ihre eigenen Emissionen und wie viele Zertifikate sie kaufen müssten, um auf einen Netto-Emissionswert von null zu kommen. Im nächsten Schritt kauft ein solches Unternehmen über einen spezialisierten Makler oder wendet sich direkt an ein passendes Projekt. Die meisten Zertifikate werden durch die Organisationen Verra und Gold Standard beglaubigt. Mit Hilfe der erworbenen Zertifikate stellen sich viele Unternehmen wie zum Beispiel Volkswagen in Deutschland dann als CO2-neutral da, ungeachtet ihrer tatsächlichen Emissionen, weil sie genug Zertifikate gekauft haben, um diese auf dem Papier zu kompensieren.
Die Realität des Zertifikate-Handels: Greenwashing
Die Wochenzeitung Die Zeit, die britische Tageszeitung The Guardian und der britische investigative Reporterpool SourceMaterial führten in gemeinsamer Kooperation eine neun Monate lange Studie durch, in der sie die Hintergründe und die tatsächliche Wirkung von CO2-Zertifikaten und den damit verbundenen Kompensationsprojekten aufdeckten. So wurden über Jahre Millionen CO2-Zertifikate verkauft, die eigentlich nicht hätten existieren dürfen. Die zugrundeliegenden Waldschutzprojekte waren im Stande, ihre eigene Kompensation vielfach überzubewerten, angesichts der Regeln des größten Zertifizierers Verra. Die Untersuchung von 29 der 87 Waldschutzprojekte unter der Zertifizierung von Verra hat ergeben, dass mehr als 90 Prozent der dadurch existierenden Zertifikate wertlos sind. Das ergibt eine Menge von 89 Millionen Tonnen CO2 als Phantom-Zertifikate auf dem Kompensationsmarkt, die jährlichen Emissionen von Griechenland und der Schweiz kombiniert. Betroffen sind unter Anderem Unternehmen wie Shell, Gucci, Disney, Boeing, SAP und Bayer. Da sich diese Mengenangabe nur auf das untersuchte Drittel der zertifizierten Projekte bezieht, ist unklar, wie verheerend das tatsächliche Ausmaß des Betrugs um die Zertifikate ist.
Naturpunkte – die regionale und greifbare Alternative
Doch bedeuten diese Erkenntnisse, dass alles verloren ist und man niemandem mehr trauen kann, der behauptet, etwas für das Klima zu tun? Natürlich nicht. Die Stiftung Erdheilungsplätze bietet mit ihren Naturpunkten eine echte Alternative zu den gängigen CO2-Zertifikaten. Die Berechnung und die Vergabe der Naturpunkte macht sie regional, nachvollziehbar und transparent. Es geht nicht darum, umweltschädliche Projekte zu verhindern, sondern aktiv umweltheilende Projekte umzusetzen. Dabei stehen die Biodiversität und die Artenvielfalt im Vordergrund.
Jede der Erdheilungsflächen, die die Stiftung Erdheilungsplätze erwirbt und betreut, erhält ein Naturpunkte-Konto. Zur Errechnung der Naturpunkte wird jeder einzelne Quadratmeter einer Fläche begutachtet und mit einer Punktzahl bewertet. Zusätzlich zu dieser Bewertung des Ist-Zustands wird der Idealzustand der Fläche ermittelt. Die Differenz der beiden Zustände zeigt das ökologische Potenzial der Aufwertung der Erdheilungsfläche. Jeder gespendete Euro entspricht einem solchen Naturpunkt. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen können durch Spenden Naturpunkte erwerben. Dafür erhalten sie ein Zertifikat und können so aktiv zum Natur- und Klimaschutz beitragen.
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