Ein Mann mit einer Vision
Grundstücke kaufen, um sie an die Natur zurückzugeben: Der ehemalige Göhrener Tilo Hildebrandt hat die Stiftung „Erdheilungsplätze" ins Leben gerufen.
SCHKOPAU/LEUNA/MZ - In Dölkau, nahe des Augrabens, steht ein Holzschild an einem Grundstück. „Erdheilungsplatz" steht darauf geschrieben. Das Grundstück ist nicht bebaut und wird auch nicht bewirtschaftet. Lediglich ein paar Apfelbäume wurden dort ange-pflanzt, und in einer hinteren Ecke steht ein großes Insektenho-tel. Ansonsten wächst dort alles wild vor sich hin. Und so soll es auch bleiben.
Hinter dem Erdheilungsplatz in dem kleinen Leunaer Ort ver-birgt sich eine Mission. Tilo Hil-debrandts Mission. Er kauft Grundstücke, um sie an die Natur zurückzugeben, ganz ohne kom-merziellen Hintergrund. ,,Was einen hohen ökonomischen Wert hat, das ist ökologisch wertlos. Und ich drehe das Prinzip um -für die Natur", erklärt Hilde-brandt, der einen Doktortitel in Volkswirtschaftslehre hat.
Hildebrandt lebt in Wachtberg in der Nähe von Bonn, kommt aber ursprünglich aus dem Leuna-er Ort Göhren. Als er von seiner Großmutter einige Grundstücke erbte, entstand die Idee für die Erdheilungsplätze. ,,Ich bin sehr naturverbunden und habe über-legt, was ich damit für die Natur tun kann." Mit der Zeit kaufte und ersteigerte er einige weitere Grundstücke, auf denen er der Natur freien Lauf lässt. Inzwi-schen gibt es 16 Erdheilungsplätze in der Region um Leuna und Schkopau. Aber das soll erst der Anfang sein. Hildebrandt hat die Vision, dass in ganz Deutschland Erdheilungsplätze zum Wohle der Natur entstehen. Ein anderes Pro-jekt dieser Art ist dem Wacht-berger nicht bekannt.
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Was einen hohen ökonomischen Wert hat,
ist ökologisch wertlos. Ich drehe das Prinzip um.
Tilo Hildebrandt, Stiftungsgründer
Um diese Initiative auch langfristig zu sichern, hat er eine gleichnamige, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Schkopau gegründet, die nun vom Landesverwaltungsamt anerkannt wurde. ,,Erdheilungsplätze sollen nie mehr in den ökonomischen Kreislauf kommen. Ihr ökologischer Wert wird gesteigert und erhalten", heißt es in der Präambel der Satzung unter anderem.
Neben Hildebrandt gibt es noch zwei weitere Vorstandsmitglieder. ,,Wir wollen nun weitere Grundstücke kaufen", kündigt der Stiftungsgründer an. Das nötige Kapital dafür habe die Stiftung - Hildebrandt war sein Leben lang selbstständig. Seit 2012 lehrt er nebenbei an der Alanus-Hochschule nahe Bonn.
Die Stiftung arbeitet eng mit dem NABU und der Unteren Naturschutzbehörde zusammen. Das große Insektenhotel auf dem Erdheilungsplatz in Dolkau beispielsweise hat der NABU aufgestellt. Auch die Apfelbäume haben NABU-Mitarbeiter eingepflanzt. ,,Das sind alte Sorten, die hier ihren Ursprung haben", sagt Hildebrandt.
Es gehe bei den Erdheilungsplätzen auch darum, sie ökologisch zu verbessern. Teilweise gibt es auch Pachtverträge mit Bauern, die die Flächen ein- bis zweimal im Jahr mähen oder ab und zu etwas ernten. ,,Da gibt es aber strenge Vorgaben, die wir gemeinsam mit dem NABU erarbeitet haben."
Durch die neue Stiftung sollen zukünftig auch Naturschulen gefördert werden. ,,Freie Naturschulen sind gerade sehr im Kommen. Das ist eine tolle Sache", findet Hildebrandt. Er hofft, dass dies dazu beiträgt, in der nächsten Generation wieder eine stärkere Verbindung zur Natur zu schaffen.
Laura Nobel
Julius Lukas